Das Schreibbuch. Newsletter

Das Schreibbuch. Das Cover.Sehr geehrter Herr Braun,

die Schreibbuch-Autoren sind fleißig: Sie stecken nach der Arbeit am Schreibbuch schon wieder in vielen neuen Projekten. Davon möchten wir Ihnen heute berichten. Außerdem haben wir wieder viele wertvolle Tipps für Sie zusammengetragen.
Übrigens: Wenn Sie eine Newsletter-Ausgabe verpasst haben sollten: Auf www.das-schreibbuch.de haben wir jetzt auch ein Archiv angelegt. Aber jetzt erst einmal viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe!

Michael Braun & Dirk Lehmanski

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Aus dem Schreibbuch

Der weite Weg zum Top-Blogger

von Patricia Carol Eder

Am Anfang war die E-Mail. Dann die eigene Homepage. Nicht interaktiv genug? Es folgten Foren, Chats, Dating-Plattformen usw. Und am siebten Tage wurde der Blog geschaffen. Gab es früher für private Gedanken das gut versteckte Tagebuch, teilen sich die Menschen heute der ganzen Welt per Weblog -- im Internetjargon kurz: Blog -- mit. Sind Sie noch Blog-Dummie? Dann kurz zurück zu Adam und Eva: Was ist das genau, ein Blog? Welchen Sinn und Zweck hat er? Glücklicherweise hat der Mensch am siebten Tage parallel zu den Blogs auch Wikis geschaffen -- frei zugängliche Datenbanken, deren inhaltliche Qualität größtenteils Blogger gewährleisten.
Hier die Wikipedia-Definition von Blog: http://de.wikipedia.org/wiki/Weblog [13.8.2007]

Glauben Sie mir: Wie so oft sieht die Praxis anders aus. Die trockene Wikipedia-Definition trifft den Punkt nicht ganz -- Blogs sind weit mehr als ein digitales Tagebuch oder eine chronologisch sortierte Liste von Einträgen. Sie leben von der demokratischen Idee des "free speech" und den authentischen, spontanen Kommentaren der Leser. Lange Zeit war nicht klar, ob es nun "der" oder "das" Blog heißt. Der Duden hat salomonisch entschieden: Blog, das, auch der.

Beide Artikel sind also möglich und auch korrekt, da sich weder im Internet noch in den Medien ein eindeutiges Genus von "Blog" durchsetzen konnte. Meinem persönlichen Sprachgefühl liegt "der" Blog näher. Fast jeder fünfte Internet-Nutzer bloggt, und die Themen sind inhaltlich genauso vielfältig wie das Internet selbst. So vielfältig, dass inzwischen gerne versucht wird, zu kategorisieren: Auf der einen Seite -- entsprechend der Anzahl täglicher Besucher des Blogs -- in A(lpha)-, B- und C-Blogger, auf der anderen nach inhaltlichen Kriterien in Stadt-Blogs, Schwätzchen-Blogs, Medien-Blogs, Reise-Blogs, lyrische Blogs, politische Blogs usw. Es ist kaum noch möglich, inhaltlich oder formell zu bestimmen, was einen Blog ausmacht, so wie es im Internet auch keinen homogenen Inhalt oder DIE Website gibt.

> Einen ausführlichen Auszug aus dem Kapitel als PDF gibt es hier

Tipp des Monats

Von kleinem Kindergeschrei und großem Hundegebell

von Yvonne Goldammer

Hat Sie etwas an der Überschrift gestört? Nein? Dann müssen Sie auf jeden Fall weiterlesen. Oder waren Sie etwa irritiert, wissen aber nicht genau, woran das lag? Dann finden Sie in diesem Beitrag die Erklärung für Ihr ungutes Gefühl.
Beim "großen Hundegebell" haben Sie wahrscheinlich an große Hunde gedacht, die laut bellen. Auf den ersten Blick sieht dieser Begriff auch gar nicht so verkehrt aus. Aber Obacht: Während das "laute Hundegebell" zwar mitunter störend, aber grammatikalisch einwandfrei ist, zeigt sich beim "großen Hundegebell" eine Besonderheit der deutschen Sprache.

Diese Besonderheit sind die Zusammensetzungen bzw. Komposita. Besonders bei den Substantiven treten Zusammensetzungen sehr häufig auf. Dabei werden zwei eigenständige Wörter zu einem neuen verbunden, wobei in der Regel eine bestimmte Reihenfolge festgelegt ist. Das zweite (hintere) Wort ist das Grundwort und kann normalerweise für die gesamte Zusammensetzung stehen: Hundegebell ist Gebell, Kindergeschrei ist Geschrei. Das erste (vordere) Wort ist das Bestimmungswort, da es die Bedeutung des Grundworts einschränkt. Hundegebell ist kein Hyänengebell, Kindergeschrei ist kein Affengeschrei. Das Grundwort ist das wichtigere von beiden, denn es bestimmt nicht nur den semantischen Rahmen, sondern auch Geschlecht und Flexionsschema. Und von ihm hängen auch die Attribute ab, also die näheren Bestimmungen -- womit wir wieder beim Thema wären.

Ob ein Attribut zum Grundwort passt, erkennen Sie am besten, wenn dieses alleine dasteht: "kleines Geschrei" zum Beispiel. Sie merken schnell, dass diese Verbindung nicht stimmig ist, da sich "klein" auf die Kinder bezieht. Dasselbe gilt für Attribute, die der Zusammensetzung nachfolgen. In einer Dissertation las ich kürzlich immer wieder Dinge wie "der Adaptionsprozess an den Kontext XY". Auch hier ist das Gemeinte zwar verständlich, aber falsch ausgedrückt. "Der Prozess an den Kontext" -- nein, das funktioniert wirklich nicht.

Aber wie stellen Sie diese zugegebenermaßen bequemen Formulierungen richtig? Im Falle von Adjektivattributen könnten Sie mit Bindestrichen arbeiten: "das Kleine-Kinder-Geschrei", "das Große-Hunde-Gebell". Wenn Sie das als unschön empfinden, hilft es eigentlich nur noch, die Zusammensetzung wieder auseinanderzureißen. Also: "das Geschrei der kleinen Kinder", "das Gebell von großen Hunden" oder "der Prozess der Adaption an den Kontext XY". Oder Sie umschiffen die Klippe ganz elegant mit einer verbalen Konstruktion, zum Beispiel: "während die kleinen Kinder schrien". Am Kindergeschrei selbst werden Sie damit jedoch leider nichts ändern.

> www.das-schreibbuch.de/tipp.php

Projekte der Autoren

Die 101 häufigsten Fehler im Deutschen
(und wie man sie vermeidet)

von Klaus Mackowiak

Schreibbuch-Autor Klaus Mackowiak hat sein erfolgreiches Buch "Die 101 häufigsten Fehler im Deutschen (und wie man sie vermeidet)" aktualisiert, neu bearbeitet und erweitert:Für den professionell Schreibenden haben sie sich mittlerweile schon zu einem kleinen Standardwerk entwickelt: Die 101 häufigsten Fehler im Deutschen. Aber damit ist es nun vorbei: "Klein" nämlich kann man die gerade erschienene 3. Auflage der "101 häufigsten Fehler im Deutschen" kaum noch nennen. Das Buch ist (bei fast unverändertem Preis) um etwa 15 Prozent dicker geworden. Denn es wurden viele weitere (meist) grammatische Zweifelsfälle berücksichtigt. Trotzdem blieb es bei 101 Kapiteln. Was daran liegt, dass alle Zweifelsfälle, die zur Rechtschreibung oder Zeichensetzung zu zählen sind, neu in einem einzigen Kapitel, dem 101., zusammengefasst wurden.

Eine Aktualisierung war überdies notwendig geworden, da sich die neue Rechtschreibung als so außerordentlich steigerungsfähig erwiesen hatte: von der neuen zu einer neueren, von der neueren zur neuesten. Und die letzte, aktuellste Version wird mit der Neuauflage der 101 häufigsten Fehler nun selbstverständlich auch geboten.

Der Ton des Buches ist -- gewohnt und bewährt -- locker geblieben. Dennoch werden die grammatischen Üblichkeiten der deutschen Schriftsprache nach wie vor auf einem durchaus anspruchsvollen Niveau beschrieben -- ein Buch also für professionell und/oder versiert Schreibende mit grammatischen Vorkenntnissen.

Klaus Mackowiak: Die 101 häufigsten Fehler im Deutschen (und wie man sie vermeidet)
3., aktualisierte, neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Verlag C. H. Beck.
München 2008. ISBN 978 3 406 573380 4. 9,95 EUR.

Technik-Tipp

Recht auf Verständlichkeit: Barrierefreiheit öffnet Türen -- Lesern, Programmierern und Textern

Von Daniel Grosse

Wie Schriftsprache aussehen sollte, damit auch Menschen mit Behinderung sie auf Internetseiten verständlich wahrnehmen können, erklärt Jan Hellbusch, Autor und Berater für barrierefreies Webdesign.

Frage:Unterscheidet sich geschriebene Sprache auf barrierefreien Internetseiten von der Sprache auf herkömmlichen Seiten?
Jan Hellbusch: Das sollte sie nicht, denn eine barrierefreie Sprache ist eine verständliche Sprache. Natürlich gibt es Fachtexte und andere komplexe Dokumente, die ihrem Wesen nach abstrakt oder nicht für jeden verständlich sind. Solche Texte sind aber meist nicht speziell für das Web geschrieben. Wer für das Web schreibt, schreibt kurz und prägnant, verwendet einfachere Formulierungen und achtet auf eine gute Gliederung der Texte.

Was ist noch wichtig?
Hellbusch: In Sachen Barrierefreiheit dürfen Menschen mit Lernschwierigkeiten nicht vernachlässigt werden. Hierzu gibt es besondere Anforderungen an die Verständlichkeit, etwa die Bereitstellung von Glossaren für schwierige Wörter oder die Anreicherung von Texten mit ausdrucksvollen Symbolen. Solche Aspekte betreffen aber eher Konzept und Gestaltung eines Webauftritts. Wie für alle Leser kommt es auch bei Menschen mit Lernschwierigkeiten auf eine gute Verständlichkeit der Texte selbst an.

Welche Struktur sollten Texte denn haben?
Hellbusch: Die Struktur von Texten ist ein wichtiger Aspekt der Gliederung. Es geht dabei um die Verwendung von Überschriften und Zwischenüberschriften genauso wie die Verwendung von kurzen Absätzen oder von Listen für Aufzählungen. Diese Strukturmerkmale eines Textes helfen dem Leser wesentlich bei der Bildung eines Textmodells. Gerade im Web sollte aber auch mit Übersichten gearbeitet werden. Vorangestellte Vorstrukturierungen eines Textes helfen genauso bei der Textmodellbildung wie abschließende Zusammenfassungen.

Und was meinst Du mit "einfachen Formulierungen"?
Hellbusch: Ich möchte mit einer Gegenfrage antworten: Sind alle Begriffe in Deinem Text auch solche, die eine beliebige Nutzerin oder ein beliebiger Nutzer bei Google eintippen würden? Das Web ist kein spezialisiertes Forum, wo sich nur Fachleute einfinden. Wer Inhalte ins Web stellt, so nehme ich an, will auch gefunden werden. Deswegen sind geläufige Begriffe ein wichtiges Kriterium für barrierefreie Texte. Der Assoziationswert von bekannten Wörtern ist höher als bei unbekannten Wörtern und deswegen leichter zu verstehen; meist sind kurze Wörter auch bekannte Wörter. Gleiches gilt auch für konkrete Begriffe, wobei die Unterscheidung zwischen "konkret" und "abstrakt" nur schwer festgelegt werden kann. Es sieht beim Satzbau ähnlich aus: Viele Menschen möchten Inhalte überfliegen, wesentliche Aussagen erfassen und danach zum nächsten Text fliegen. Lange Sätze, viele verschachtelte Nebensätze und ein fehlender roter Faden fordern höhere Konzentration und führen dazu, dass Texte nicht zu Ende gelesen oder gar nicht richtig verstanden werden. Deshalb lautet die Devise, Sätze kurz zu halten und möglichst nur einen Gedanken pro Satz zu verfolgen.

Wann überfordern Webtexte vor allem Blinde und Sehbehinderte?
Hellbusch: Diese sind zwei sehr unterschiedliche Nutzergruppen. Blinde verwenden eine Sprachausgabe oder eine Braille-Zeile um Inhalte zu lesen und den Computer zu bedienen. Sehbehinderte arbeiten hingegen am Bildschirm und verwenden dabei Vergrößerungssysteme oder verändern die Bildschirmeinstellungen, je nach ihren individuellen Anforderungen. Gerade in der Sprachausgabe können Texte mit vielen Abkürzungen und/oder Fremdwörtern zu einem Problem werden, denn diese werden so von der Sprachausgabe gelesen, wie sie auf dem Bildschirm stehen. Es ist deshalb wichtig, dass solche Textteile entsprechend mit den dafür vorgesehenen HTML-Elementen ausgezeichnet werden. Überhaupt spielt HTML für blinde Nutzerinnen und Nutzer eine wichtige Rolle.

Warum?
Hellbusch: Die Technik zur Auszeichnung von Überschriften, Absätzen, Listen oder Tabellen ist essentiell für die Erfassung von Texten im Web. Großer fetter Text wird erst dann als Überschrift erkannt, wenn er tatsächlich mit einem HTML-Überschriftenelement ausgezeichnet wird. Solche Aspekte haben weniger mit dem Schreiben selbst, sondern mehr mit der Standardkonformität des Internetauftritts zu tun. Für Sehbehinderte liegen die Probleme oft im gestalterischen Bereich. Durch den Einsatz von Vergrößerungssystemen ist oft nur ein kleiner Teil des Bildschirms sichtbar. Wenn die Gestaltung der Internetseiten horizontales Scrollen erzwingt, dann ist flüssiges Lesen kaum noch möglich.

So etwas wie ein Fazit?
Hellbusch: Insgesamt gilt für Sehbehinderte wie für Blinde und für viele andere Nutzerinnen und Nutzer, dass kurze Absätze und eine gute Gliederung mit Überschriften und anderen Elementen die Lesbarkeit fördern. Das, was technisch für eine Sprachausgabe erforderlich ist, ist für das Lesen am Bildschirm ebenso förderlich.

Noch zwei Links zu einzelnen Themen:
Überschriften: http://www.barrierefreies-webdesign.de/knowhow/ueberschriften/
Abkürzungen: http://www.barrierefreies-webdesign.de/knowhow/acronym_und_abbr/index.html

Impressum

Impressum und Kontakt

Das Schreibbuch – das Handbuch für alle, die professionell schreiben.

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Dirk Lehmanski / Michael Braun (Hrsg.). – Waltrop: ISB-Verlag, 2008
ISBN10 3-936083-08-8
ISBN13 978-3-936083-08-8

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

Internetseite: www.das-schreibbuch.de
Layout, Grafik: Claudia Stolte
Druck: Medienhaus Waltrop, www.medienhaus-waltrop.de

Copyright der Gesamtausgabe: 2008 ISB-Verlag, Waltrop, www.isb-verlag.de
Copyright der einzelnen Beiträge: 2008 beim jeweiligen Autor

1. Auflage Januar 2008
Printed in Germany